Im Laufe der Zeit hatte ich bereits unterschiedlichste Lösungen im Einsatz. Begonnen habe ich mit einer Blitz/LED-Kombination, bei der das LED-Einstelllicht durch ein Loch im Reflektor der Blitzröhre geleuchtet hat. Da die beiden Beleuchtungen aber nicht auf einer Ebene abgebildet wurden, also nicht deckungsgleich waren, war diese Kombination schnellüberholt.
Mein nächster Versuch folgte auf Basis eines Zeiss Doppelkollektors. Bei diesem werden durch Linsen die beiden Lichtquellen auf einer Ebene abgebildet und überdies konnte ich mir zusätzlich unterschiedliche Lösungen für die manuelle – das war mir wichtig – Blitzansteuerung selbst bauen. Die besten Ergebnisse erzielte ich mit der Blitzröhre eines Metz CT45-3. Diese Lösung verwende ich heute noch, denn sie ist in Zehntellichtwerten steuerbar, leider hat sie aber einen großen Nachteil, die mangelnden Dauerlastfähigkeit der Blitzröhre. Ein Stack von 300 Einzelbildern in einer schnellen Aufnahmefolge führt zur Schwärzung der Blitzröhre und damit in Folge rasch zum Defekt der Blitzröhre.
Lösung mit einem Strahlenteiler
Daher ging die Suche weiter und 2024 wurde ich über ein MGW-Vernetzungstreffen auf die Lösung von Michael Müller mit einem aktuellen Godox Blitzgerät aufmerksam. Sein Konzept basiert auf einem Strahlenteiler, der Blitz- und Einstelllicht auf eine Ebene bringt und zwischen Lampenhaus und Mikroskop montiert wird. Um seinen Entwurf für meine Arbeitsweise zu adaptieren, habe ich mit Michael einige Modifikationen seiner Lösung abgestimmt. Beispielsweise wollte ich statt eines Blitzgerätes mit rechteckigem Reflektor eines mit rundem Reflektor einsetzen und auch die Aufteilung des Lichts (Michael teilt es 50 % : 50 %) passt nicht zu meinem Wunsch möglichst viel Blitzenergie zu nutzen, um mit geringeren ISO-Werte fotografieren zu können.
Ein Strahlenteiler vereint das Licht zweiter Lichtquellen, jenes des Einstell- und jenes des Blitzlichts. Das Teilungsverhältnis des Strahlenteilers entscheidet, wieviel Prozent der jeweiligen Lichtquelle auf der Ausgangsseite vorliegen. In meiner modifizierten Version passieren 70 % des Blitzlichtes und 30 % des Einstelllichts den Strahlenteiler. Ich verwende einen Strahlenteiler von Edmund Optics (BS Plate 60 x 85 mm 70R/30T).
Die Konsequenz dieser Lösung, nämlich die Dämpfung des Einstelllichtes auf 30 % stört mich nicht, da das Einstelllicht nicht bildwirksam sein darf. Wenn man das Eistelllicht nicht um 8 Lichtwerte unter das Blitzlicht setzt, geht man das Risiko ein, dass das Einstelllicht bildwirksam wird, und es können sogenannte Geisterbilder, also Doppel- bis Mehrfachkonturen, entstehen.
Warum werden die Teile aus dem 3D-Drucker in Aluminium nachgebaut?
Für meine Tests erhielt ich von Michael die Einzelteile des Blitzwürfels, die im 3D-Drucker angefertigt worden waren. Damit hatte ich eine gute Basis für erste eigene Versuche. Danke an Michael!
Um gute fotografische Ergebnisse zu erzielen ist es notwendig, dass die Strahlengangausrichtung horizontal und vertikal jeweils rechtwinkelig ist, sonst erhält man eine schiefe Beleuchtung.
Erste Tests mit den Teilen aus dem 3D-Drucker haben ergeben, dass das Ausrichten des Strahlengangs, wegen des unpräzisen Sitzes der gedruckten Teile, nicht einfach war. Am Testobjekt, einer Diatomee eines gelegten Test-Präparates (Abb. 4), war die Schieflage anhand des unterschiedlichen Schattenwurfes der beiden Diatomeen Seiten gut erkennbar. Das häufige Ein- und Ausrichten ist bei mir durch wiederkehrendes Umrüsten des Mikroskops notwendig. Bei jedem Mikroskop-Wechsel muss neu eingestellt werden, was mit einem ziemlichen Zeitaufwand verbunden ist. Daher sah ich mich zu weiteren Modifikationen genötigt, in dem ich alle Anschlussteile an der Drehmaschine aus Aluminium fertigte und – zur Vermeidung von störenden Lichtreflexen – mattschwarz eloxieren ließ (Abb. 5). Die präzise gefertigten Teile haben das Problem des „schiefen“ Strahlengangs, bzw. der zeitaufwändigen Justierarbeiten gelöst.
Wie das Originallampenhaus am Olympus BX-60 sitzt seit diesem Zeitpunkt der Blitzwürfel richtig ausgerichtet am Mikroskop.
Ein weiteres Problem der 3D-Druckteile ist deren Stabilität. Sie sind nicht verwindungssteif konstruiert und so habe ich mir einen Strahlenteiler zerbrochen, denn wegen des notwendigen Auf-/Abbaus der Mikroskope entsteht eine erhöhte Beanspruchung. Mit dem Einbau einer so genannten „Domstrebe“ – siehe (Abb. 2) – erreichte ich die notwendige Stabilität der Druckerteile.
Mit dieser Ausrüstung (Abb. 8) –sind ein paar Tausend Bilder von botanischen Schnitten, Dünnschliffen, Diatomeen und Lebewesen aus dem Wassertropfen entstanden.
Mangelnde Auflösung wegen fehlender Filter
Bei Aufnahmen von Diatomeen und Radiolarien zeigte sich mit dem Blitzlicht des Strahlenteilers im Vergleich zur direkten Beleuchtung mit dem Halogen-Lampenhaus eine reduzierte Auflösung. Da ich im Fotostudio beschichtete Blitzröhren verwende, die den UV- und IR-Bereich ausfiltern, entstand rasch der Verdacht, dass Licht aus dem IR-Spektrum hierfür die Ursache war. Eine Messung mit dem Sekonic Spectrometer C-800 hat diesen Verdacht schnell bestätigt (Abb. 9).
Es stellte sich heraus, dass beim Godox Blitz, im Vergleich zu anderen Herstellern wie z. B. Quantum, Broncolor, Hensel, kein Cut (zu Deutsch „Sperr“-) Filter eingebaut ist. Mit einem zusätzlichen UV/IR-Cut-Filter kann man das Problem aber lösen. Die Firma Scheider Kreuznach hat mit dem Modell B+W UV/IR-Sperrfilter 486 MRC-Basic z. B. im Durchmesser von 43 mm einen passenden Filter im Programm (Abb. 10).
Der im Olympus Lampenhaus für die BX-Serie verbaute IR-Cut-Filter liefert ein vergleichbares Ergebnis. Um die Lichtaustrittsöffnung am Mikroskop wieder freizubekommen (Abb. 11), habe ich einen neuen Aluminiumdrehteil mit Aussparung für den Filter und eine Befestigungsfeder angefertigt und eloxieren lassen. So kann ich einen Olympus IR-Cut-Filter so im Strahlengang platzieren, dass er auch für das Blitzlicht wirkt. Also nach dem Strahlenteiler, im Blitzwürfel.
Verbesserung der Lage der optischen Achse
Auch bei der Planparallelität zeigten sich Probleme. Um die Lage der optischen Achse weiter zu verbessern habe ich im nächsten Schritt begonnen, zwei kombinierte Dreh/Frästeile zu fertigen. Diese sind noch nicht fertig gestellt (siehe Abb. 12). Der Unterschied der Neuanfertigung ist die Sicherstellung der Planparallelität der Auflagefläche und der Zentrierungsnut, da der Teil aus einem Stück gefertigt ist. Die Klebeverbindung zum nicht planen Druckteil erreicht diese Planparallelität nicht. Durch das Fertigen aus einem Stück, kann die Genauigkeit der Ausrichtung des Lichtpfades erhöht werden.
Vor- und Nachteile der Godox Blitzgeräte und der Funkfernsteuerung
Wesentliche Vorteile der Godox Blitzgeräte sind deren Thermostabilität und ihre kabellose Bedienung. Die Funkfernsteuerung (Abb. 13) sitzt direkt am Blitzschuh der Kamera. Ich setzte Blitzgerätemodelle mit Rundreflektor ein, Modell V100 und Modell V1 Pro, beide mit der entsprechenden Godox Fernsteuerung. Achtung: während bei den Blitzgeräten beliebig zwischen Canon, Nikon und Sony gemischt werden kann, muss der Steuersensor zur Kamera passen. In meinem Fall zu Nikon, da ich die Nikon Z9 als Kamera für Blitzaufnahmen am Mikroskop einsetze (Abb. 7). Mit dieser Kombination habe ich bereits mehre Stacking-Serien á 300 Bildern angefertigt. Gleiche Erfahrungen habe ich beim Fotografieren von Wasserlebewesen gemacht. Da geht es zwar nicht um Stacking, aber um das Anfertigen von Bilderserien, in der Hoffnung, dass das „richtige“ Bild dabei ist.











